Barfußwandern & Barfußschuhe: den Frankenwald pur genießen

Bei meinen Wanderungen sind die Barfuß-Passagen immer ein fester Bestandteil – und oft das Highlight für viele meiner Teilnehmer. Barfuß über Moos, Fichtennadeln, Wurzeln, Wiesen, durch Matsch und erfrischende Bäche – einfach hautnah die Natur spüren. In unseren modernen Hightech-Schuhwerken sind wir direkten Bodenkontakt gar nicht mehr gewohnt, so seltsam fremd ist uns die eigentlich natürlichste Sache der Welt geworden.
Dabei ist das Barfußgehen für mich eine Lebenseinstellung geworden, die ich nicht mehr missen möchte. Mittlerweile bin ich fast ganzjährig zumindest in Barfußschuhen unterwegs und fühle mich ganz komisch, wenn ich in den Bergen oder im Winter in festen Wanderschuhen gehen muss. Ich liebe diesen bewussten Kontakt zum Untergrund, der einen jeden Schritt behutsam setzen lässt, der entschleunigt und erdet. Ironischerweise hatte ich anfangs wirklich Sorge, da ich mich damals mit Knieproblemen herumschlug. Doch das war völlig unbegründet, im Gegenteil: die Schmerzen gingen von allein. Und nach 2 Wochen Muskelkater genoß ich die unbeschwerte, leichte und freie Art des Gehens.

Wenn du eine Landschaft entdecken willst, dann wandere.
Wenn du eine Landschaft verstehen willst, dann geh‘ barfuß.

In der Tat ist das Barfußlaufen aus mehreren Gesichtspunkten wohltuend und gesund, baut Stress ab und ihr tut eurem Körper etwas Gutes – über die kostenlose Fußmassage von Mutter Natur hinaus:

Bewusster Gehen
Durch das direkte Feedback und im wahrsten Sinne des Wortes jedes Steinchen, dass man nun deutlich spürt, ist man gezwunger sich viel bewusster und achtsamer zu bewegen und auf seinen Weg zu achten. So hat die Aufmerksamkeit die größtmögliche Distanz zum Kopf und dem Gedankenlärm, der dort herumdröhnt. Buddha sagte bereits, dass Energie immer dorthin fließt, wo die Aufmerksamkeit liegt. Wenn ihr barfuß geht, entzieht ihr quasi automatisch eurem Denken Energie – der Hauptquelle für Stress…

Muskelbeanspruchung in Füßen, Beinen und Rücken
Die Hersteller von Sport- und Wanderschuhen überschlagen sich in ihrer Werbung geradezu mit spektakulären Fußbetten und Dämpfungssystemen. Diese Arbeit darf beim Barfußlaufen nun wieder eure eigene Muskulatur übernehmen – das fördert nicht nur Gleichgewicht und Kraft, sondern richtet auch den ganzen Körper auf. Ihr werdet es wohl in den ersten Tagen deutlich spüren, wenn plötzlich am Schienbein oder Po Muskelkater auftritt. Euer ganzer Laufstil wird so vom harten Auftreten mit der Ferse zum sanften Laufen auf dem Vorderfuß verändern und ganz andere Muskeln beanspruchen. Das gilt auch für die Rückenmuskulatur, die nun viel mehr abzufedern hat…

Erdung
Mag vielleicht esoterisch klingen, aber die Erdung haben wir Menschen gerade nötiger denn je. Einfach der direkte Kontakt mit Mutter Erde unter unseren Füßen tut unwahrscheinlich gut, gibt uns Halt und Sicherheit. Fest auf dem Boden stehen. Wem der energetische Ansatz zu abstrakt ist, der darf sich einfach bewusst machen, dass die Menscheit seit vielen tausenden Jahren diesen direkten Kontakt zum Erdboden hatte. Seit wann gibt es nochmal moderne, gedämpfte Sportschuhe mit Plastiksohlen?

Barfußschuhe – Widerspruch in sich?

Der Begriff „Barfußschuh“ klingt erstmal komisch, oder? Wer aber das erste Mal über geschotterte Forstwege oder eine glühend heiße Teerfläche im Hochsommer spaziert, wird sich deren Nutzen schlagartig bewusst. Selbst in der idylischen Wanderregion des Frankenwaldes ist es nicht wirklich ein Vergnügen, eine ganze Wandertour Barfuß zu gehen. Gerade die ausgeschilderten Wanderrouten führen großteils über Wald- und Forstwege, die in erster Linie für den Einsatz mit schwerem Gerät ausgelegt sind. Dem wird man sich jedoch in schweren Wanderstiefeln nicht wirklich bewusst…
Auch im Alltag – z.B. bei Geschäftsterminen – dürfte man ziemlich schiefe Blicke ernten, wenn man barfuß unterwegs ist. Das selbe gilt für Kaufhaus, Café oder Restaurant… Und ehrlich: wenn ich mir anschaue, was so auf den Gehsteigen klebt, möchte ich gar nicht unbedingt barfuß dort laufen 🙂
Da sind also Barfußschuhe eine toller Kompromiss, der die Füße zum einen vor Verletzungen, spitzen Steinen, Scherben und ekligem Bodenbelag schützt, andererseits jedoch trotzdem ein direktes Bodengefühl wiedergibt. Gleichzeitig geben die Offroad-Modelle z.B. von Vivobarefoot bei Nässe und rutschigem Untergrund auch mehr Halt, als der nackte Fuß. Einige Modelle sind auch wasserfest und wintertauglich und ermöglichen so übers ganze Jahr ein möglichst natürliches Gehen.
Im Grunde sind Barfußschuhe das, was wir Menschen seit tausenden Jahren tragen – erst unser Fortschritt macht so etwas wie Barfußsschuhe überhaupt nötig bzw. sinnvoll. Zudem muss man auch sagen, dass der Schutz, den Barfußschuhe bieten, logischerweise zumindest ein bisschen das natürliche Laufgefühl eindämmt und nicht so intensiv und direkt ist, wie eine blanke Fußsohle, mit der ich jeden Grashalm wahrnehme. Barfußschuhe sind ein Kompromiss zum richtigen Barfußlaufen – aber sie schließen das ja auch nicht aus.

Kleiner Erfahrungsbericht und Einkaufstipps für Barfußschuhe

Ich persönlich bin nun schon 3 oder 4 Jahre fast nur noch mit Barfußsschuhen unterwegs – ob privat oder geschäftlich. Anfangs gab es noch nicht wirklich viele Hersteller und Modelle, heute schaut das ein bisschen anders aus. Allerdings ist so ein paar Barfußschuhe nicht unbedingt günstig – was einen verwundern mag, denn in der Regel trennt einen ja nur eine dünne Sohle vom Boden und kein zentimeterdickes Hightechfußbett aus 20 verschiedenen Kunststoffen. Da wird ein Fehlgriff also recht schnell teuer und deshalb möchte ich hier auch meine Erfahrungen kundtun.
Hier ein Blick auf meine persönliche Barfußschuh-Historie – chronologisch geordnet, ungebürstet und ohne Photoshop:

Meine ersten Barfußschuhe von Vivobarefoot - Modell Trail glaube ich

Meine ersten Barfußschuhe von Vivobarefoot – Modell Trail glaube ich

VIVOBAREFOOT: Liebe auf den ersten Schritt
Alles begann mit dem schwarzen Paar von Vivobarefoot – ich meine die Modellbezeichnung war „Trail„, das Modell gibt es jedoch heute so nicht mehr. Es handelte sich dabei um ein Paar aus der Outdoor- bzw. Trailrunningserie des Herstellers und ich war vom ersten Schritt an begeistert – im Grunde hat mich dieses Paar Schuhe zum überzeugten Barfußschuh-Jünger gemacht. Die Optik war der wesentliche Kaufgrund, allerdings haben sie auch eine Art „simples“ Fußbett, was den Umstieg von „normalen“ Schuhe ein wenig einfacher machte. Ich hab dieses Paar quasi nicht mehr ausziehen wollen und locker so zwischen 1500 und 2000 Kilometer drauf gelaufen – im Wald, mit den Hunden, auf langen Wanderungen aber auch im Alltag. Durch das Profil hat man auch bei schlechtem Wetter guten Halt in Matsch oder auf Steinen, allerdings sind sie nicht wasserdicht. Ich zieh sie heute noch gerne an, auch wenn sie schon etwas mitgenommen sind 🙂 Die Investition hat sich definitv gelohnt!

Ein teuerer Flopp: die Tracker von Vivobarefoot

Ein teuerer Flopp: die Tracker von Vivobarefoot

Nochmal VIVOBAREFOOT: Ein Fehltritt
Die erste gute Erfahrung mit den Vivos hat mich dazu bewogen, die fast 200 Euro in die Hand zu nehmen und mir das braune, hohe Paar „Tracker“ zu kaufen, da ich unbedingt auch Barfußsschuhe wollte, die wasserdicht und somit wintertauglich waren. Zunächst war ich auch sehr zufrieden und die Schuhe hielten, was sie versprachen. Sehr bald jedoch begann sich die Sohle abzulösen und auch in der Knickstelle an den Zehen, riss der Kunststoff ein – da half kein Jammern und imprägnieren, der Schuh war in etwa so wasserdicht wie ein Nudelsieb – für Schnee und Regen also untauglich. Für ein so teueres Paar Schuhe eine herbe Enttäuschung und ich hatte so ein bisschen das Vertrauen in die Marke verloren… Mittlerweile scheint Vivobarefoot ein Nachfolgemodell im Programm zu haben, ich kann aber nicht einschätzen, ob das Problem mit der Sohle hier auch auftritt oder es ein „Einzelfall“ bei mir war…

Vivibarefoot Freud II - Absolut alltagstauglich

Vivibarefoot Freud II – Absolut alltagstauglich

VIVOBAREFOOT, dritter Anlauf: Die Versöhnung
Mit etwas mulmigem Gefühl, aber aufgrund der überzeugenden Optik entschied ich mich dann doch nochmal für das grüne Paar „Freud II„. Im Onlineshop von Vivo gibts immer mal Rabatt-Aktionen und so bin ich ganz günstig rangekommen. Ihr seht hier das flachere Straßen-Profil des Herstellers und ein typisches Beispiel für die Casual-Modelle. Ich lieb sie! Sie sind superbequem und leicht, dabei absolut unauffällig und begleiten mich schon bestimmt 1,5 Jahre täglich – vom Spaziergang bis zum Geschäftstermin, vom Einkaufsbummel bis zur kirchlichen Trauung… Die Canvas-Treter sind schlicht und alltagstauglich, das hat mich wieder ein wenig mit Vivobarefoot versöhnt, denn auch die haben mittlerweile einige Kilometer auf dem Buckel…

Die Vibram FiveFingers - Durch und durch besonders

Die Vibram FiveFingers – Durch und durch besonders

VIBRAM® FIVEFINGERS®: Einen neuen Schritt wagen
Die etwas eigenen Zehenschuhe FiveFingers® von Vibram® haben mich im Grunde überhaupt drauf aufmerksam gemacht, dass es sowas wie Barfußschuhe gibt. Ehrlich gesagt hab ich mich aber all die Jahre zwar fasziniert aber doch etwas schüchtern vor dem Kauf gedrückt… Wenn du solche Schuhe trägst, ist die die Aufmerksamkeit deiner Mitmenschen gewiss. Ich muss aber sagen, ich möchte sie nicht mehr missen! Anfangs ist es sehr ungewohnt, dass jede Zehe ihr eigenes Zuhause hat und ich war mir sehr unsicher wegen der Größe und ob das alles so passt. Es passte! Und die Fivefingers kommen dem Barfußgefühl von all meinen Paaren am nächsten. Ich trage sie am liebsten auf Wanderungen und Spaziergängen oder einfach mal im Garten. Ich musste sie etwas einlaufen, da hat anfangs die eine Zehe ein wenig gescheuert, aber mittlerweile passen sie wie angegossen und machen einfach nur Spaß. Auch die Sohle gibt guten Halt, selbst wenn man damit mal durch einen Bach läuft…

Neben diesen beiden Platzhirschen im Barfußschuh-Land sollte auch die bayerische Firma SOLE RUNNER Erwähnung finden, mit deren Modellen ich auch schon gewisse Zeit liebäugel. Allerdings hab ich hier keine Erfahrungswerte mitzuteilen, außer dass mir die sportlichen Varianten optisch sehr gut gefallen… Könnte durchaus sein, dass mein nächster Barfußschuh bayerisch spricht, zumal auch die Preise von Sole Runner recht human sind.
Darüber hinaus gibts auch diverse sockenartige Barfußschuhe und mittlerweile auch noch ein paar weitere Hersteller…

Barfußwandern im Frankenwald

Wer nun neugierig wurde und Lust hat, mal wieder mit allen Sinnen zu gehen und die Natur hautnah zu erleben, dem seien meine regelmäßigen Wanderungen und Spaziergänge ans Herz gelegt. Auf meinen Touren im Frankenwald baue ich oft und gerne auch Barfuß-Etappen ein – sei es auch nur mal ein paar Hundert Meter. Es lohnt sich! Mehr Infos dazu gibts im Terminkalender.

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About The Author

Holger Schramm
Als Entspannungstrainer und Natur-Coach beschäftige ich mich mit Qi Gong, Meditation & Achtsamkeit ebenso wie der heilsamen Wirkung von Klängen und der Natur auf Körper, Geist und Seele. Diesen Weg gehe ich in meiner schamanischen Praxis und in der Energiearbeit mit meinen Klientinnen und Klienten - "berühren und transformieren".

7 Comments

  • Wandersmann on 29. Mai 2016

    Vom Barfußschuh-Hersteller SoleRunner habe ich den T1 AllRounder, den ich z.B. bei dem aktuellen Sommerwetter sehr gerne beim wandern anziehe. Er ist aber nicht wasserdicht. Sohle von 1,5 mm ist genial.
    Vor allem bei schlechtem Wetter (Regen, Herbst, Winter, …) und bei der Arbeit trage ich Leder-Barfußschuhe von Senmotic. Sohle von 2,9 mm ist in Ordnung.
    Das Ballengang-Gehen ist in den SoleRunnern etwas näher an barfuß als in den Senmotic. Aber ich bin auch schon 10 km und mehr mit meinen Leder-Barfußschuhen von Senmotic gewandert. Macht auch viel Spaß und ist kein Vergleich zu normalen Schuhen und Fersengang.
    Eine weitere Alternative sind noch Huarache Sandalen, die ich demnächst mal probieren werde. Natürlich werde ich die Sandalen mit sehr dünnen Sohlen bestellen.

  • Holger on 29. Mai 2016

    Huhu und danke für dein Feedback! 🙂
    SoleRunner ist gerade ein bisschen mein Favorit. Die „Pure II“ finde ich optisch recht ansprechend und ich habe den Eindruck, dass da auch eine solide Philosophie dahinter steht…

  • Sorindegard on 22. Juni 2016

    http://youtu.be/x13CigotiKg
    Ein Fan von GoDo „Mit dem Herzen gehen“
    Dazu die passenden „Leguanos“
    Mal ausprobieren…….

  • heilmethoden-alternativ on 25. Juni 2016

    Hallo, ich beschäftige mich gerade mit dem Thema Barfußschuhe, und möchte unbedingt welche ausprobieren. Ich wollte aber gern schauen, ob es auch welche gibt, die den Ladungsaustausch zur elektrischen Ladung der Erde nicht unterbrechen (also dann echte Erdung (-;), d.h. aus leitfähigem Material in der Sohle sind. Soviel ich weiß, gibt es normale Schuhe mit diesen Eigenschaften, aber gibt es auch Barfußschuhe? Hat jemand einen Tipp? Das wäre super!

  • Holger on 25. Juni 2016

    Also die Modelle, die ich so kenne besitzen alle eine Kunststoffsohle und dürften so wohl hinfällig sein. Vivobarefoot führt einige, exklusive und entsprechend teuere Modelle mit Ledersohle – wobei ich mir nicht sicher bin, ob die nicht auch mit Kunststoff isoliert ist… Vielleicht gibt es Schuhe mit dünner Ledersohle, denke da spontan z.B. an Mokassins, die ähnliche Eigenschaften habe, aber nicht ausdrücklich als Barfußschuhe deklariert sind?

    • heilmethoden-alternativ on 26. Juni 2016

      Hm… okay, danke ersteinmal für die Antwort. Vermutlich muss ich da noch Zeit in die Recherche investieren. (-;

  • Barfußläufer on 8. November 2016

    Das ist ein wirklich guter Artikel. Ich wusste gar nicht, dass man für das Barfußlaufen auch Hilfsmittel bekommen kann. Barfußschuhe kannte ich noch nicht. Das werde ich ausporbieren. DANKE!

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