Von der Rückholung verlorener Seelenanteile in der schamanischen Praxis

Teile deiner Seele zu verlieren und dann wieder zurückholen – klingt im ersten Moment vielleicht erstmal ein bisschen befremdlich, ist aber gar nicht mal so selten in der schamanischen Praxis. Durch Traumata, Verluste, Trennungen, Schmerz oder auch Missbrauch abgespaltene Anteile des Bewusstseins sind psychologisch betrachtet durchaus „sinnvoll“, vielleicht sogar lebensrettend und Basis der Arbeit mit dem inneren Kind, des EMDR und ähnlichen Methoden. Schamaninnen und Schmanen bewegen sich auf der Ebene der Seele und arbeiten seit Jahrtausenden mit der Rückholung und Integration eben dieser Seelenanteile – nur eben auf einer anderen Ebene.

Die meisten von uns kommen im Laufe ihres Lebens in Situationen, die für uns nur schwer zu ertragen sind – und aus der wir Auswege finden müssen. Ein möglicher Weg ist es, dass sich der Anteil unserer Seele, der dem ausgesetzt und überfordert war, zurückzieht – und die Erinnerung damit davon trägt. Dieser Anteil trägt also den Schmerz und versucht uns so zu schützen oder vielleicht sogar zu retten – fehlt aber dann natürlich auch und hinterlässt eine kleinere oder größere Lücke. Der Maßstab ob und wie sehr eine Situation als „schrecklich“ wahrgenommen wird, liegt dabei aber nicht unbedingt im Auge unseres erwachsenen Blickwinkels sondern ist sehr abhängig vom Alter und des Anteils, der damals betroffen war. So reicht die Palette von einem Streit oder Konflikt in der Kindheit, peinliche und demütigende Situationen, über tiefe schwer zu ertragende Verluste wie den Tod geliebter Menschen, Trennungen von Partnern oder Nahestehenden, bis zu Übergriffen, Missbrauch oder Gewalt. Auch schwere Krankheiten oder Unfälle können dazu führen, dass sich ein Anteil abspaltet oder im wahrsten Sinne „weggeschleudert“ wird. Seltener, aber durchaus auch möglich, ist dass Anteile gestohlen oder entführt werden.

Ich persönlich nehme die Seele nicht als etwas Starres, Geschlossenes wahr – sondern vielmehr als einen sehr dynamischen Zusammenschluss von unzähligen Teilen, die alle für ganz unterschiedliche Archetypen, Erfahrungen und Qualitäten stehen, die uns eben als Ganzes ausmachen. Das heißt, beim Verlust eines Anteiles wird kein Stück aus uns herausgebrochen, aber dennoch entsteht ein Loch, eine Lücke und es fehlt etwas – und das macht uns als Mensch auf der psychischen und physischen Ebene instabil, anfällig und schwächt uns. In der Rückholung begegne ich dann z.B. dem 4-jährigen Kind oder dem 30-jährigen Erwachsenen, den der Grund der Abspaltung betroffen hat. Und der bringt i.d.R. dann auch die ausgelöschte Erinnerung mit – von der wir keine Ahnung hatten…

Woher weiß ich, ob ich einen Seelenanteil verloren habe?

Die Crux an traumatischen Erlebnissen ist ja, dass wir sie weit aus unserem Tagesbewusstsein verdrängt haben – und so i.d.R. auch keine Erinnerung mehr daran haben. Oder zumindest nur grob oder teilweise verzerrt. So tragen viele von uns Traumata in sich, ohne davon zu „wissen“. Aber dennoch sind natürlich die Folgen präsent – in unserem Verhalten, unseren Mustern und Strategien, in unseren Triggern. Und auch das Fehlen bestimmter Anteile macht sich natürlich bemerkbar.

So haben die meisten Klientinnen und Klienten keine genaue Idee oder Vorstellung, sondern ehr eine Vermutung oder ein bruchstückhaftes, verschwommenes Bild. Es braucht aber auch keine genaue Situation – das ist ja der Teil meiner Arbeit. Viele Leute haben aber dieses Gefühl, dass sie nicht vollständig sind, nicht richtig bei sich selbst zu sein scheinen, nur ein Schatten ihrer Selbst – eine gewisse innere Leere. Manche Menschen beschreiben auch, dass sie in gewissen Situationen wie abgetrennt sind, gar nicht selber handeln sondern im besten Fall hilflos zuschauen, dies oft auch erst nach diesen Situationen bewusst wird. Sie haben keinen Bezug zu sich selber, fühlen sich „abgestorben“, Emotionen können nicht richtig gelebt und erlebt werden.

Auch ständige Abgeschlagenheit, Erschöpfung, Müdigkeit und das Fehlen von Energie und Antrieb bis hin zu Depressionen und Burnout kann auf einen Verlust von Seelenanteilen hinweisen. Es können sich auch erschöpfungsbasierte, körperliche Symptome, chronische Krankheiten entwickeln, für die sich keine medizinische Erklärung finden lässt. Ebenso haben die Klientinnen und Klienten vielleicht das Gefühl, bestimmte Situationen z.B. in Partnerschaften oder Berufsleben wieder und wieder zu durchlaufen… Auch große Erinnerungslücken in der Kindheit oder an eine Beziehung, Phase deines Lebens – oft begleitet durch die Vermutung, dass da irgendwas fehlt – sind ein möglicher Hinweis.

Ein Hinweis kann auch sein, wenn du nur schwer bei dir selbst bleiben kannst, ständig in äußere Ablenkungen abtrifftest, in 1000 Gedanken zerfließt oder dich mit Suchtverhalten – ob Alkohol, Drogen, Essen, Spiel, TV – ablenkst und betäubst. Vielleicht ist es dir auch unmöglich nach dem Verlust eines geliebten Menschen oder dem Ende einer Beziehung wieder in dein eigenes Lebens zurückzufinden und es voller Kraft und Freude zu leben.

All dies können Hinweise auf den Verlust eines Seelenanteils sein – vorallem wenn sie gehäuft auftreten und dein Arzt nichts finden kann. Meist kommen aber Menschen, die sich in Entwicklungsprozessen befinden und sowieso schon mit sich selber arbeiten.

Wie läuft die Rückholung eines Seelenanteils in meiner Praxis ab?

Wie alle meine Sitzungen beginnen wir erst einmal mit einem ausführlichen Gespräch. Du schilderst mir deine Lage, deine Geschichten und wieso du das Gefühl hast, dass ein Seelenanteil verloren ging. Mir ist wichtig dir verständlich zu machen, dass die Arbeit mit deinen Anteilen ein tiefer, heiliger Prozess ist, der mit der eigentlichen Rückholung im Grunde nur beginnt, denn mit der Rückkehr des Seelensprengels kommen natürlich auch die entsprechenden Situationen, Erinnerungen und Gefühle zurück. Diese wollen gesehen, aufgearbeitet, transformiert und befriedet bzw. integriert werden. Das ist deutlich der schwerere Teil.

Die eigentliche Rückholung deiner verlorenen Anteile findet dann in einer schmanischen Reise statt, die ich für dich bzw. auch ein stückweit mit dir unternehme. Du liegst dazu bequem und gemütlich und ich sitze bei dir. Mit meiner Trommel oder Rassel begleite ich diese Reise, verbinde mich mit meinen und deinen Helfern und Geistführern, um in der „Anderswelt“ auf die Suche zu gehen. Dabei führen mich meine Begleiter in die Tiefe deiner Seelenlandschaft und ich finde oft Bilder und Situationen, die sich im Nachgespräch mit deiner Geschichte sehr gut ergänzen. Dort befindet sich dann auch der verlorene Anteil, den ich zunächst mit einem goldenen Faden an deine Seele knüpfe, damit wir ihn nicht wieder verlieren. Dann versuche ich die Situation so lösen und zu erklären, dass er sich bereit erklärt wieder heim zu kehren. Das kann durchaus einiges an Überzeugungsarbeit benötigen und vielleicht an gewisse Aufgaben und Übungen für dich geknüpft sein. Die Anteile hatten ja gute Gründe zu gehen und wissen z.B. nicht, dass du inzwischen erwachsen bist und gar nicht mehr unter den damaligen Lebensumständen „leidest“. Manchmal sind auch Tricks oder gar energetische Kämpfe nötig, um den Seelenanteil zu befreien.

Nun gilt es, deine Anteile und manchmal auch Krafttiere/Helfertiere, die den Geholten zur Seite stehen, aus der geistigen Welt in deinen Körper und dein Bewusstsein zu integrieren. Das geschieht über meinen Atem, in dem ich dir deine Seelenanteile „einhauche“. Die Reaktionen darauf und die Wahrnehmung sind sehr individuell und reichen von ganz bewusstem Spüren, einer Wärme, einem tiefen berührt sein, bis zu erst mal gar nichts zu spüren. Ich nehme auch gern einen Stein mit in die Hand, den du dann behalten und mitnehmen kannst. Wir begrüßen die heimgekehrten Anteile zuhause und ich erzähle dir, was ich auf meiner Reise erlebt habe, welche Aufgaben und Hinweise ich ggf. noch bekommen habe, etc.

Erfahrungsgemäß dauert es einige Tage bis Wochen, bis sich deine geholten Seelenanteile vollständig integriert haben und mit ihnen auch faszinierend detailreiche Erinnerungen wiederkehren, die du komplett verdrängt hattest.

Was passiert nach der Rückkehr meiner Seelenanteile?

Ich empfehle, dir zunächst ein bisschen Zeit zu nehmen und dich mit den zurückgekehrten „Persönlichkeiten“ und ihren Bedürfnissen auseinander zu setzen. Was brauchen sie, um sich wohlzufühlen, angenommen und gewertschätzt? Das können ganz kindliche Bedürfnisse sein, aber vielleicht auch Vertrauen aufzubauen. Stell dir vor, du währst Jahre oder gar Jahrzehnte von deiner Familie getrennt gewesen – da müsstest du dich auch erstmal vorsichtig annähern. Ein ca. 4-jähriger von mir war z.B. sehr skeptisch nach seiner Rückkehr und es dauerte Wochen, in denen ich ihn immer wieder ganz bewusst angesprochen und Dinge, Momente, Schönes gezeigt habe, bis er langsam begriff, dass gerade keine Gefahr mehr droht und sich langsam entfaltet hat.

Mit der Integration kommen dann auch langsam Erinnerungen zurück, an Situationen und Emotionen, die komplett aus unserer Wahrnehmung verschwunden waren. Diese Details können sehr schmerzhaft oder berührend sein – waren sie ja nicht ohne Grund verschwunden. Das erfordert auf jeden Fall einen achtsamen Umgang mit dir selber und sehr liebevolle Integration – kann aber auch eine wundervolle Grundlage für eine Psychotherapie oder weitere Arbeit im Gespräch und in der Transformation sein.

Ich persönliche empfinde diese Art der Rückkehr als wesentlich behutsamer und sanfter als z.B. die Rückkehr über einen Trigger, die meistens sehr überwältigend ist und man vollkommen hilflos ist. Dass es sich aber um vollkommen verschüttete Informationen handelt, zeigt mir, dass tatsächlich etwas daran ist.

Wenn du dich angesprochen fühlst und mein Text dich berührt, dann melde dich gerne bei mir. Im persönlichen Gespräch können wir gerne mehr ins Detail gehen, schauen was dich dabei betrifft und einen Termin in meiner schamanischen Praxis vereinbaren.