Von Problemwölfen und Problemmenschen
Der Fall des zum „Problemwolf“ erklärten Kurti erregt die Gemüter. War er wirklich eine Bedrohung oder haben unsere Ängste mal wieder gesiegt? Die Frage ob richtig oder falsch, hilft Kurti nicht mehr, egal wie sehr darüber diskutiert wird. Aber es zeigt uns sehr wohl, wie weit wir inzwischen von der Natur entfernt sind. Die Angst vor dem Unbekannten bei uns Menschen und die Neugier bei den Wölfen verdeutlichen nur, wie fremd wir uns geworden sind.
Hätten wir noch einen Bezug zu unserer Umwelt, dann würden wir den Wolf kennen bzw. kennenlernen wollen. Wir würden Wege finden oder es zumindest versuchen, wie wir gemeinsam leben können – ohne uns fürchten zu müssen, sondern ehr, von einander zu profitieren. Wir würden aktzeptieren, dass es Wölfe gibt und mit ihnen leben – ebenso würden es die Wölfe tun. So war es zumindest in früheren Zeit und so finden wir es überall in der Natur. Symbiosen von Pflanzen, von Tieren – nur nicht mit Menschen. Die hinterlassen überall verbrannte Erde, versuchen zu kontrollieren, zu optimieren und letzlich bleiben nur Mahnmale für das Wüten der Menschheit zurück.
Wenn wir uns aber mal eine Sekunde kritisch mit unser Zivilisation befassen würden, müssten wir feststellen, dass die wahre Zivilisation des Planeten nicht wir Menschen sind, sondern der Rest dort draußen. Und während wir uns in unseren Beton-Ghettos als die Krone der Schöpfung aufspielen und aus krankhaftem Sicherheitsbedürfnis alles tot spritzen und schießen, was wir nicht verstehen, übersehen wir, dass wir für die Natur im Grunde keine Rolle spielen. Wir sind eine kurze Randerscheinung, die die Geschichte früher oder später von der Oberfläche wischen wird. Die Natur vor unseren Haustüren ist uns so seltsam fremd, dass wir allergisch darauf reagieren, oder voller Panik, was da alles kreucht und fleucht. Diese Natur ist aber unsere Wiege, unser Ursprung! Und die Wurzeln, die wir mehr und mehr verlieren, zeigen sich in unseren „Zivilisationskrankheiten“, in unseren Depressionen und Burnouts, im ADHS unserer Kinder.
Wir sollten uns weniger Gedanken machen, wie wir den Planeten retten können – und dabei aber möglichst weiter machen wie bisher. Lieber sollten wir darüber nachdenken, wie wir wieder zum Teil der Schöpfung werden können. Allerdings schaffen wir ja nicht einmal, mit unserem Nachbarn klar zu kommen, geschweige denn mit den Brüdern und Schwestern unserer Spezies auf dem Rest des Planeten… Wie sollen wir da mit den restlichen Millionen Arten, mit all den Pflanzen, all den Tieren ein respektvolles, wertschätzendes Miteinander finden? Wie sollen wir die stille, lautlose Sprache der Natur verstehen, wenn uns nicht einmal der Hilfeschrei von Menschen im nahen Osten oder Afrika zu berühren vermag? Wir haben ja oft sogar den Kontakt zu unseren eigenen Seelen verloren, regiert vom Regime unseres Gedankenlärms, das uns nicht mehr zur Ruhe kommen lässt…
Aber wir stehen jeden Tag auf und bekommen wieder eine Chance, etwas zu verändern. Lasst uns doch das aufrührende Schicksal von Wolf Kurti zum Anlass nehmen, etwas zu verändern. Jeder bei sich, nicht bei anderen oder „da oben“ bei den Politikern, nicht mit neuen Gesetzen und Richtlinien. Sie, nur Sie, können etwas ändern. Nicht bei anderen, nur bei sich selbst. Wenn Sie in die Versuchung kommen, Ihre Energie bei ziellosen Diskussionen ins sozialen Netzen zu verschwenden, oder sich bei den Nachrichten oder beim Lesen irgendwelcher Artikel aufzuregen, dann halten Sie inne. Ganz bewusst. Stattdessen nutzen Sie die 5 oder 10 Minuten vergeuteter Zeit Ihres Lebens, für Veränderung statt Ärger.
Wie? Ganz einfach:
Schließen Sie einen Moment die Augen und atmen ein paarmal ganz tief und bewusst ein und aus. Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in mitten einer wilden Wiese, eine stille Lichtung umrandet von wunderschönen alten Bäumen. Stellen Sie sich die Details vor: das leuchtend grüne Gras, die Blumen und Blüten, die Bienen und Hummeln, die vergnügt um Sie herum surren. All das Leben in all seiner Pracht. Malen Sie es sich ganz detailiert und bunt aus. Die Farben, die Düfte, die Geräusche – oder die Stille. Und achten Sie dabei auf das Gefühl, was dieser Ort mit Ihnen macht? Spüren Sie, wie all der Ärger verfliegt und sich tiefer Frieden und Freude breit machen! Bleiben Sie solange es nur möglich ist an diesem Ort und kehren Sie so oft es geht wieder hierher zurück.
Das, was Sie bei dieser Vorstellunsgübung spüren, das ist Ihre Urverbindung zu Mutter Natur. Sie ist noch vorhanden, nicht verloren. Und wenn Sie versuchen diese aufrecht zu erhalten, wird sie stärker werden und Ihnen mehr und mehr Kraft und Licht schenken. Irgendwann wird sie so stark sein, dass es Sie auf echte Wiesen und in echte Wälder zieht. Und wenn Sie dort sitzen und ganz still werden, stellen sie fest, dass Sie vom Fremdkörper zum Teil des großen Ganzen werden.
Wenn wir das schaffen, einfach nur bei uns selbst diese Verbindung wieder aufzubauen und die Angst durch Respekt zu vertreiben, dann werden sich diese alten Werte auch wieder bei unseren Kinder als selbstverständlich zeigen. Die Lösung steckt nur in uns selbst. Und es wird zukünftig weder Problemtiere noch Problemmenschen geben.
Als Krafttier steht der Wolf übrigens genau dafür. Er zeigt uns Wege, uns wieder von unserem Gefühl und unseren Instinkten führen zu lassen und führt uns so zur Heilung aus unserem Inneren heraus. Betrachten wir also Wolf Kurti nicht als Opfer der Bürokratie sondern als Krafttier, dass uns auf einen anderen Weg aufmerksam gemacht hat. Und dafür sollten wir ihm danken.
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